Der Einkäufer der Zukunft – vom Preisdrücker zum Unternehmensgestalter

Oft höre ich den Satz: »Der Einkäufer von morgen ist von gestern und mit dem Einkauf von gestern gibt es keine Zukunft.« Wie aber sieht der Einkauf der Zukunft aus und wohin geht die Reise bei den OEM, den Global Playern in der Automobilindustrie?

Ist der Einkauf als Preisdrücker ein Auslaufmodell?

Ich war junge Einkäuferin bei einem Automobilzulieferer in Rüsselsheim. 26 Jahre alt, Kleidergröße 36, schwarzes, enges Kostüm, die langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz eng am Hinterkopf zusammengebunden. An diesem Tag sollte eine Verhandlung stattfinden mit dem Geschäftsführer eines deutschen Mittelstandsunternehmens. Ich war bestens vorbereitet: Zahlen, Daten, Fakten. Mit dem Laptop unter dem Arm und einer gewissen Grundarroganz betrat ich den Besprechungsraum. Aber ich merkte ziemlich schnell, dass heute irgendetwas anders ist.

Mein Verhandlungspartner – Ende 50 – stand vor mir, sein Hemd war geöffnet, Krawatte war gelöst, er hatte ein feuerrotes Gesicht und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Er sagte zu mir: „Frau Dammann, wenn ich diesen Auftrag heute nicht bekomme, dann muss ich heute Abend 100 Leute entlassen.“

Preisdrücker denken sich jetzt: „Was hat der Typ denn da für ‘ne Show gemacht? Was interessieren mich dessen 100 Mitarbeiter? Die Zahlen stimmen.“ Ja, es mag sein, dass diese Recht haben. Aber die Einkäufer der Zukunft – die Unternehmensgestalter – denken weiter.

Weltweit hat sich die Situation des Einkaufs in den letzten Jahren dramatisch verändert. Im globalen Wettbewerb sind die Anforderungen gestiegen und es bedarf einem Umdenken und einem Imagewechsel in den Beschaffungsabteilungen. Das Resultat: Der zum Preisdrücker degradierte Einkäufer ist ein Auslaufmodell. Was geht hinter den Kulissen ab?

In der Presse steht: »Streit zwischen VW und Prevent«. Prevent macht Schlagzeilen und hat einen Präzedenzfall geschaffen – das ist der Wendepunkt. Aus meiner Sicht funktioniert nur ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Zulieferer und Hersteller. Wer Wert liefert, der muss auch Wertschätzung erfahren.

Früher haben wir gesagt: »Wenn ein OEM Schnupfen hat, dann hat die Industrie eine Lungenentzündung.« Aber was ist, wenn der OEM eine Lungenentzündung hat? Was bedeutet das für die Automobilzulieferer und die Dienstleister? Ausquetschen und Mitarbeiter entlassen? Ich bin mir sicher, das geht auch anders. Wie das aussehen kann, möchte ich Ihnen gerne in meinem nächsten Blog sagen.


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  • Einen fehlerhaften Prozess digitalisieren
  • Wozu überhaupt digitalisieren?
  • Künstliche Intelligenz – Strohfeuer oder Dauerbrenner?

*Der einfacheren Lesbarkeit halber verwenden wir auf dieser Website das generische Maskulinum. Es ist uns wichtig zu betonen, dass alle Geschlechter sich gleichermaßen angesprochen und willkommen fühlen dürfen.