Einkauf next Generation – was dürfen wir erwarten?
Haben Sie früher manchmal Ihre Eltern nicht verstanden? Und haben diese über Sie den Kopf geschüttelt? Mit großer Sicherheit ist das mehr als einmal passiert. Das zeigt im kleinen Rahmen, wie unterschiedlich die Generationen ticken, welche Erwartungen sie haben, was sie sich wünschen und vieles mehr. Auch im Einkauf treffen verschiedene Generationen aufeinander – das kann Konflikte verursachen oder zum großen Gewinn werden.
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Manager- und leitende Positionen im Einkauf werden häufig noch von der Generation Babyboomer besetzt. Sie sind meist Workaholics und vertreten das Credo: „Ich lebe, um zu arbeiten.“ Anzug, Krawatte oder das Kostüm gehören für sie dazu und ihr Führungsstil ist in der Regel von oben leitend mit klarer Hierarchie. Nach und nach gehen die Babyboomer nun in Rente, so rückt Generation X nach. Sie vertreten ebenfalls noch stark das Motto „Arbeiten, um zu leben“ und haben an sich selbst wie an ihre Mitarbeiter hohe Ansprüche. Das kollidiert manchmal mit den Ansichten der Generation Y, die Arbeit und Leben verbinden möchte und großen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance legt. Als wäre das nicht schon genug Stoff für Konflikte, haben wir noch die Generation Z. Diese sieht die Arbeit nur als Teil des Lebens und gibt ihr nicht mehr den Stellenwert wie die Vorgängergenerationen. Die beiden letzteren Generationen stellen die Zukunft des Einkaufs, weshalb es wichtig ist, deren Stärken und Schwächen zu kennen. Alle im Team müssen es sich zur Aufgabe machen, offen zu sein und die unterschiedlichen Kompetenzen zum Nutzen aller einzusetzen.
Fortschritt und Menschlichkeit
Als Angehörige der Generation X hielt ich mich damals mit meinem Palm 100 für sehr fortschrittlich, was kein Vergleich mehr zu den heutigen Geräten ist, die spielend leicht von den neuen Generationen bedient werden. Insbesondere die Zoomer, die jetzt vom Studium ins Business kommen, sind vertraut mit neuen Technologien und gehen intuitiv damit um. Darin liegt zweifelsohne eine große Stärke. Damit diese optimal eingesetzt werden kann und sich der Einkauf für die Zukunft bestens aufstellt, gibt es einige Erfolgsfaktoren. Ein Aspekt ist die Menschlichkeit, die in der heutigen digitalen Welt einen immer größeren Stellenwert einnimmt, sowohl im Team untereinander als auch in den Beziehungen zu Lieferanten. Auch Agilität, Digitalisierung und das Thema Homeoffice und remote Arbeiten gewinnen immer mehr an Bedeutung und sind wichtige Erfolgsfaktoren, die den Einkauf der Zukunft auszeichnen werden. Diese Themen sollten generationsübergreifend angegangenen werden, was auch mit Verantwortung zu tun hat. Denn es kostet Anstrengung, sich zum Beispiel mit agilen Methoden zu beschäftigen und diese umzusetzen. Hierfür braucht es Disziplin und Selbstverantwortung und auch wenn es nicht allen gefallen wird, so sehe ich diese Punkte bei den neuen Generationen teilweise kritisch. Sie wollen zwar Verantwortung übernehmen, doch wenn es um die Konsequenzen geht, bekommen sie doch ein bisschen kalte Füße. Sie selbst sind gefragt, sich dahingehen zu reflektieren und zu entwickeln – Führungskräfte der älteren Generationen können hier mit gutem Beispiel vorangehen und eine Mentorenrolle übernehmen. Das trägt auch dazu bei, dass die jungen Menschen für den Einkauf begeistert werden.
Gut ausgebildet und mit dem Willen etwas zu bewegen
Auch wenn der Einkauf leider nicht unbedingt auf den obersten Plätzen der Wunschberufe rangiert, so gibt es doch viele junge Menschen, die sich dafür begeistern lassen. Mich persönlich erfüllt es mit großer Freude, die jungen Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die mit neuen Ideen und einer großartigen Kompetenzbasis wirklich etwas bewegen wollen. Mit Feuereifer machen sie sich daran theoretisch Gelerntes in die Praxis umzusetzen und es ist erstaunlich, wie viel sie bereits mitbringen. Meist finden sich ein oder mehrere Auslandssemester wieder, das hervorragend die interkulturellen Fähigkeiten schulte. Doch es muss nicht immer ein Studium sein, denn es gibt ebenfalls hervorragende Leute, mit einer Ausbildung im kaufmännischen Bereich oder als Techniker, die sich sehr gut für den Einkauf eigenen. Und jetzt spreche insbesondere die Führungskräfte an: Fördern und fordern Sie solche Menschen, geben Sie ihnen den nötigen Freiraum für kreative Ideen, nutzen Sie deren starke Kompetenzen und gehen Sie gemeinsam den Weg zum Einkauf der Zukunft.
Was wollen die Einkäufer der neuen Generation?
Die Art und Weise, wie wir arbeiten wird sich besonders durch Generation Z und nachfolgend auch Alpha gravierend verändern. Allein schon die Tatsache, dass gut ausgebildete junge Menschen heute die Auswahl zwischen einer Vielzahl an Stellen haben und nicht wie früher dankbar sein müssen, überhaupt einen Job zu finden, zeigt, dass sich auch die Arbeitgeber grundlegend verändern müsse, wenn sie Fachkräfte gewinnen wollen. Die neuen Generationen haben andere Ansprüche und eine andere Arbeitsweise. Sie wollen nicht mehr von 9 to 5 arbeiten, sondern jederzeit und von überall. Auch liegt ihr Fokus nicht mehr auf dem Input, sondern auf dem Output und den Ergebnissen. Und statt der klassischen Karriereleiter wollen sie lieber ihren eigenen Weg kreieren. Auch der Umgang mit Informationen ändert sich. Ein Horten von Wissen, um einen besonders hohen Stellenwert zu kreieren, wird durch das Teilen von Informationen ersetzt. Know-how wird für jeden zugänglich gemacht und weiterentwickelt. All das sollte der Einkauf auf dem Schirm haben, wenn er Fachkräfte gewinnen will – denn ein Obstkorb oder Kickertisch lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen vor.
Mit dem Generations-Tandem zu besseren Ergebnissen
Bei einem Kunden habe ich bezüglich Generationen eine interessante Erfahrung gemacht. In einem Projektteam arbeitete ich mit einem Kollegen der Generation Y zusammen. Wir unterschieden uns schon rein optisch sehr und auch unsere Interessen waren nicht unbedingt gleich. Dennoch wurden wir zu einem unschlagbaren Team, da wir beide offen miteinander umgegangen sind und unsere Stärken und Schwächen kommunizierten. So fragte ich ihn das ein oder andere Mal, ob er mir gewisse Dinge im System erklären kann, da er dort flott unterwegs war und technisch auf dem neuesten Stand. Er seinerseits kam auf mich zu, wenn es um große Verhandlungen ging, wo er ein bisschen unsicher war, und bat mich, das noch einmal mit ihm gemeinsam durchzugehen, da ich auf diesem Gebiet viel Erfahrung habe. Mit unserem Generations-Tandem waren wir ein echtes Erfolgsteam. Deshalb kann ich nur jeder Einkaufsabteilung empfehlen offen aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen und die Stärken der anderen Generationen zu nutzen. Das trägt nicht nur zur eigenen Entwicklung bei, sondern auch zum Erfolg des gesamten Einkaufs, der aktuell ohnehin – auch ohne Generationskonflikte – schon genug Herausforderungen meistern muss.
Wie handhaben Sie in Ihrem Einkauf den Umgang mit den jungen Generationen und worin sehen Sie hier Chancen und Herausforderungen? Ich freue mich auf einen Austausch mit Ihnen: gerne auf LinkedIn oder in einem persönlichen Termin.
Mehr zu diesem und anderen Themen für zukunftssichere Strategien im Einkauf gibt es auch zum Nachhören in meinem Podcast.